Beipackzettel – Anwendungshinweise – Teil 3

In den Abschnitten drei, vier und fünf finden Sie Anwendungshinweise, Nebenwirkungen und Hinweise zur Aufbewahrung des Arzneimittels.

3. Anwendungshinweise

Hier findet man einen Hinweis darauf, wie man das Arzneimittel anzuwenden hat, wie häufig und in welcher Menge.

Die Standarddosierung kann von der Dosierung, die Ihnen der Arzt genannt hat, abweichen. In diesem Fall gilt das, was Ihnen der Arzt empfohlen hat.

Bei Säften für Kinder, die noch zu zubereiten sind, findet man hier eine genaue Herstellungsanleitung und einen Hinweis, ob die Säfte vor der Anwendung aufzuschütteln sind. Sind Sie unsicher in der Zubereitung, sprechen Sie uns an. Wir übernehmen das sehr gerne für Sie.

Teilbar oder zermörserbar?

Für manche Patienten ist es außerdem wichtig zu wissen, ob die Tabletten teilbar oder zermörserbar sind. Ist dies möglich, findet man hier die Angaben dazu.  Nicht jede Tablette mit Bruchkerbe ist teilbar. Häufig handelt es sich hierbei auch nur um eine sogenannte „Schmuckkerbe“. Zur Sicherheit fragen Sie bei uns nach, ob Ihr Medikament wirklich teilbar ist, wenn der Arzt Ihnen morgens und abends ½ Tablette verordnet haben sollte.

Aber wann soll das Medikament genommen werden, wenn der Arzt nichts dazu gesagt hat?

Diese Anwendungshinweise finden Sie in der Packungsbeilage! Sie sollen es „nüchtern“ einnehmen? So sollten Sie das Medikament 30 bis 60 Minuten vor der Mahlzeit oder frühestens 2 Stunden nach der letzten Mahlzeit einnehmen.

Anwendungshinweise zur zeitlichen Einnahme des Medikamentes

Vor dem Essen“ bedeutet, dass Sie das Medikament eine halbe Stunde vor dem Essen nehmen sollten. Medikamente, die „zum Essen“ eingenommen werden sollen, nimmt man während des Essens oder direkt danach ein. Weil der Einnahmehinweis „nach dem Essen“ sehr ungenau ist, konkretisieren die Pharmahersteller das meistens mit einer Zeitangabe, also zum Beispiel : eine Stunde nach dem Essen. Schließlich gibt es noch den Hinweis „unabhängig von Mahlzeiten“. Hier können Sie die Medikamente so einnehmen, wie es am Besten in Ihren Tagesablauf passt. Bei mehrmaliger Anwendung während eines Tages sollten die Medikamente allerdings möglichst gleichmäßig angewendet werden. Also bei einmaliger Anwendung pro Tag,  bedeutet es alle 24 Stunden, bei zweimaliger Anwendung alle 12 Stunden, bei dreimaliger Anwendung gleichmäßig alle 8 Stunden und so weiter. So mit ist der Abschnitt Anwendungshinweise einer der wichtigsten im Beipackzettel.

4. Nebenwirkungen

 

Dieses Kapitel macht den meisten Patienten Probleme. Studien haben gezeigt, dass viele Patienten ihr Medikament gar nicht anwenden, wenn sie die unerwünschten Arzneiwirkungen im Beipackzettel gelesen haben. Ich kann mich noch an die Worte unseres Pharmakologieprofessors erinnern, der uns in einer Vorlesung einschärfte, dass ein Arzneimittel ohne Nebenwirkungen, sehr wahrscheinlich auch keine Wirkung habe.

Keine Wirkung ohne Nebenwirkungen?

Wie kommt es dazu? Stellen wir uns unseren Körper als ein großes Gebäude mit vielen Etagen und Wohnungen vor. Zu jeder Wohnung, ja zu jedem Zimmer gibt es einen individuellen Schlüssel mit dem man die Wohnung oder das Zimmer öffnen kann. Der Schlüssel muss nicht nur in das Schloss passen, sondern er muss auch die Tür öffnen können. Der Schlüssel der Nachbarwohnung oder des Nachbarzimmers passt vielleicht noch in das Schloss, die Wohnung oder das Zimmer lässt sich damit aber nicht öffnen. In diesem Haus geht ein Schlüssel verloren oder wird beschädigt. Jetzt schlägt die Stunde des Arzneimittels in Form eines nachgemachten Schlüssels. Und weil der exakte ursprüngliche Schlüssel viel zu kompliziert ist, hat der Schlüsseldienst einen ähnlichen, gröberen Schlüssel nachgebaut, der einem Generalschlüssel gleicht, und jetzt in mehrere Schlösser passt und auch mehrere Wohnungen und Zimmer öffnet. Auch Wohnungen und Zimmer, die gar nicht sein Ziel sind und die besser verschlossen blieben.

Als Beispiel nehmen wir einmal Schmerzmittel, die Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Naproxen oder Diclofenac enthalten. Diese Wirkstoffe sind in vielen freiverkäuflichen Schmerzmitteln aber auch rezeptpflichtigen Medikamenten enthalten. Bei Schmerzen produziert unser Körper Schmerzübermittler, sogenannte Prostaglandine, die mit Hilfe von einem Enzym ( Cyclooxygenase = COX) gebildet werden. Wird dieses Enzym blockiert, werden keine Prostaglandine produziert und die Schmerzrezeptoren melden keine Schmerzen über die Nerven an das Gehirn weiter. Nur leider passen unsere Schlüssel nicht nur in dieses Schloss. Sie unterdrücken die Prostaglandinbildung nicht nur im geschädigten Gewebe, sondern auch im ganzen Körper. Dabei behindern sie die Bildung bestimmter Prostaglandine, die für den Aufbau einer schützenden Magenschleimhaut sorgen.

Häufigkeit von unerwünschten Arzneimittelwirkungen

Um einen Hinweis zu geben, wie häufig mit einer unerwünschten Arzneimittelwirkung zu rechnen ist, findet man im Beipackzettel hinweise wie selten und häufig.

Doch was muss man sich darunter vorstellen? Selbst Ärzte und Ärztinnen und Angestellte in Apotheken wissen das nicht so genau, wie eine Studie gezeigt hat.

Hier eine kleine Tabelle:

Sehr häufig: mehr als 1 Patient von 10 Anwendern

Häufig: mehr als 1 Patient von 100 Anwendern, aber weniger als 1 Patient von 10

Gelegentlich: mehr als 1 Patient von 1000 Anwendern, aber weniger als 1 Patient von 100

Selten: mehr als 1 Patient von 10000 Anwendern, aber weniger als 1 Patient von 1000

Sehr Selten: weniger als 1 Patient von 10000 Anwendern. Hier findet man auch Einzelfälle.

Viele Nebenwirkungen treten dosisabhängig auf und hängen von der Dauer der Anwendung ab. Daher fragen Sie ihren Arzt oder ihre Ärztin oder sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zu Nebenwirkungen haben.

5. Aufbewahrung

 

Hier findet man wieder praktische Tipps, wo und wie man das Arzneimittel aufbewahren sollte, zum Beispiel aufrecht stehend in einem Kühlschrank. Außerdem findet man hier einen Hinweis, wie lange das Medikament nach Anbruch verwendet werden darf. Zur Sicherheit immer das Anbruchdatum auf den Umkarton schreiben und das Arzneimittel im Originalkarton aufbewahren. Ist der Verwendungszeitraum überschritten, können Sie das Medikament gerne in die Apotheke zur Entsorgung zurückbringen. Bitte den Umkarton und die Packungsbeilage zu Hause mit dem Altpapier entsorgen.

 

 

Ingrid Kramer – Apothekerin – TE.AM Apotheken Standort: Engelbert Apotheke Gevelsberg –  August 2021

Teil 1 Übersicht im Beipackzettel

Teil 2 Nebenwirkungen

 

Ingrid Kramer, Apothekerin, TE.AM Apothekenstandort: Engelbert Apotheke Gevelsberg

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